Aktuell


Der NABU Kreisverband Esslingen trauert um seinen Mitstreiter der ersten Stunde, Johann Waskala.


Foto NABU KV
Foto NABU KV


Das Braunkehlchen ist der Vogel des Jahres 2023

Braunkelchen Foto NABU B.E.
Braunkelchen Foto NABU B.E.

 

Frisch gekürt zum Vogel des Jahres 2023 wurde das Braunkehlchen, ein Bewohner strukturreicher Wiesen und Weiden, der ganz besonders unter der Nutzungsintensivierung unserer Kulturlandschaft leidet. Ältere Bewohner erzählten mir, dass man z.B. in Neuffen in den 60 Jahren immer wieder Braunkehlchen auf Weidepfählen zu sehen bekam, heute gelingt dies nur noch sehr vereinzelt im Herbst beim Durchzug. In Europa ist das Braunkelchen, mit Ausnahme von Polen und Ungarn, mittlerweile überall auf der Roten Liste.  Genügend Insekten, Larven, Spinnen, Würmer und kleine Schnecken kommen eben nur in extensiven genutzten Grünlandschaften oder artenreichen Streuobstwiesen vor, die nicht zu oft gemäht werden und idealerweise auch noch Gräben, kleine Brachflächen, oder Raine mit einer vielfältigen Krautschicht haben. 
Kein Wunder also, dass sich das Braunkehlchen, als Bodenbrüter, bei uns in der intensiv genutzten Landschaft, mit immer mehr Dünung, Freizeitnutzung sowie immer früheren und häufigeren Mahdterminen seinen Lebensraum und den für die Aufzucht seiner Brut verliert.  
Alle meine angehängten Bilder stammen vom Truppenübungsplatz Münsingen, wo die Bedingungen für das Braunkehlchen ideal sind.

 

Benni Etspüler NABU NEUFFEN BEUREN
Fotos: Benni Etspüler vom TRP Münsingen


An Lauter, Lindach und Steinach haben die Wasseramseln bereits jetzt im März die ersten Jungvögel. Das Überleben dieser Vogelart an den heimischen Fließgewässern sichert die Wasserqualität mit einem entsprechenden Wasserstand, unterstützt durch ein entsprechendes Nistkastenangebot des NABU.

Foto NABU B.E.
Foto NABU B.E.

Foto NABU B.E.
Foto NABU B.E.

Foto NABU B.E.
Foto NABU B.E.

Misteln eine schleichende Bedrohung der Steuobstbestände

Misteln sehen wir immer häufiger auf Obstbäumen, wegen unterlassener Pflege breiten sich die Misteln immer mehr aus, zum Nachteil für die Obstbäume. Jetzt kann man aber die Misteldrossel an diesen Obstbäumen beobachten. Benni ist dieses schöne Bild einer Misteldrossel in den Streuobstwiesen bei und gelungen, Danke.


Misteldrossel Foto NABU B.E.
Misteldrossel Foto NABU B.E.

 Die Laubholzmistel breitet sich seit den 1990er Jahren auch im Neuffener Tal stark aus, wobei die Ursachen für diese Ausbreitung besonders die ausbleibende Pflege von Streuobstbeständen, klimatische Aspekte sowie die irrige Annahme, dass die Mistel unter besonderem Schutz stehe, sind. Befallen werden vor allem Apfelbäume, aber auch andere Baumarten (ca. 28 verschiedene) können betroffen sein.

Der Spätwinter und das zeitige Frühjahr sind die beste Zeit, um die Obstbäume der Streuobstbestände zu schneiden. Als Kulturpflanzen brauchen viele dieser Bäume einen regelmäßigen Schnitt, dieser erhält ihre Vitalität und beeinflusst die Erntemenge positiv. Misteln können allerdings zu jeder Jahreszeit aus den Baumkronen entfernt werden, wobei sich am besten die „blattlose“ Zeit von November bis März eignet, in der die Misteln gut sichtbar sind. Im Frühjahr  besteht höchstens die Gefahr der Störung von Vögeln an Nestern oder Bruthöhlen – die selbstverständlich zu vermeiden ist.

Will man die Mistel nachhaltig entfernen, muss man mindestens 30 bis 50 cm vom Ansatz der Mistel ins gesunde Holz zurückschneiden. An inneren Astpartien (Leitäste, Stammverlängerung), bleibt als Minimalmaßnahme nur die Möglichkeit, die Misteln abzubrechen oder abzuschneiden um einen wichtigen Ast zu erhalten. Dadurch lässt sich zumindest die weitere Ausbreitung durch Samen verhindern.

Bei Bäumen mit starkem Mistelbefall oder sehr hohen Bäumen, bleibt oft nur noch die Fällung zum Schutz der restlichen Bestände. Theoretisch kann eine Mistel 70 Jahre alt werden, durch die starke Ausbreitung auf einem Baum kommt es aber nach wenigen Jahren zum Absterben des Baumes ( Wirt) und anschließend auch der Misteln.

Rolf Frey und Claus Gneiting vom NABU  konnten vergangene Woche eine stark befallene Streuobstwiese von sämtlichen Misteln befreien; ein stark befallener Apfelbaum war allerdings nicht mehr zu retten und musste gefällt werden musste. Der NABU steht betroffenen Wiesenbesitzer bei Fragen zum Thema Streuobstwiese und Mistelbefall gerne unter der Telefonnummer 01515 – 74 231 24 zur Verfügung.

 

 

Foto NABU
Foto NABU



Vogel des Jahres 2022 der Wiedehopf



Der Wiedehopf – wieder Brutvogel im Landkreis Esslingen


Wolf und Luchs tauchen immer wieder in Baden-Württemberg auf und zeigen publikumswirksam, dass die Natur, sofern man sie denn gewähren lässt, eine große Dynamik hat. Leider  verschwinden in unserer dicht besiedelten Landschaft immer mehr Arten, aber einige sind offensichtlich in der Lage , auch wieder zurück zu kommen. Hierzu gehört der Wiedehopf. Die Rückkehr dieser beeindruckenden Vogelart als Brutvogel in den Landkreis Esslingen im Bereich des Biosphärengebiets ist eine kleine vogelkundliche Sensation.

 

In den 1950er Jahren war der Wiedehopf regelmäßiger Brutvogel im damaligen Landkreis Nürtingen. Auch in den 1960er Jahren brüteten allein in der Gegend um Kirchheim/Teck noch 15 Paare. Über das danach einsetzende Verschwinden dieser Art ist wenig bekannt. Spätestens im Laufe der 1970er Jahren verschwand der Wiedehopf als Brutvogel im Landkreis Esslingen komplett. In den Folgejahren wurden nur noch einzelne Vögel während der Zugzeit gesichtet.

 

In Baden-Württemberg brütete der Wiedehopf ab den 1990er Jahren regelmäßig nur noch am Kaiserstuhl und im Freiburger Raum, in allen anderen Landesteilen nicht mehr.

 

Der Wiedehopf lebt in offenen Landschaften mit einem mehr oder weniger lockeren Baumbestand. Bilden nicht zu intensiv genutzte Weiden den Unterwuchs sind die Lebensgrundlagen für  die Vogelart gut. Deshalb befanden sich die ehemaligen Brutplätze im Landkreis Esslingen hauptsächlich in Streuobstwiesen, die diesen Anforderungen entsprechen.  

 

Im den Jahren 2015 und 2016 wurde im Rahmen des Förderprogramms des Biosphärengebiets Schwäbische Alb ein Wiederansiedlungsprojekt für den Wiedehopf im Landkreis Esslingen durchgeführt. Projektträger war der NABU Neuffen-Beuren in Kooperation mit dem Landratsamt Esslingen sowie weiteren Naturschutz-, Obst- und Gartenbauvereinen. Auf Grund der Erfahrungen im Freiburger Raum mit erfolgreichen Wiederansiedlungsmaßnahmen wurden in Streuobst- und Weinbaugebieten im Biosphärengebiet Nistkästen für den Wiedehopf angebracht. Da nach wie vor durchziehende Vögel gesichtet werden besteht die Hoffnung, dass dadurch eine Wiederbesiedlung als Brutvogel begünstigt werden kann. Die Nistkästen bieten  günstige klimatische Bedingungen für eine Brut und Schutz vor Feinden.

 

Im Jahr 2016 wurde in Kohlberg am Jusi wochenlang ein Wiedehopf beobachtet; die vermutete Brut konnte allerdings nicht bestätigt werden.  Anders im Jahr 2017! Auf einer Streuobstwiese im Landkreis Esslingen mit Lage im Biosphärengebiet brütete nach weit über 40 Jahren Abwesenheit wieder ein Paar und brachte die Jungvögel erfolgreich zum Ausfliegen. Als Nistplatz wurde ein alter Apfelbaum gewählt. Hier fühlten sich die Wiedehopfe wohl – umgeben von vielen verschiedenen Obstbaumarten aller Altersklassen, unterschiedlich stark genutzten Wiesen und der Beweidung durch eine kleine Schafherde in der Nähe. Kurzum eine extensiv genutzte Landschaft war ausschlaggebend für die erste erfolgreiche Wiederbesiedlung. Auch ein zweites Paar Wiedehopfe wurde im Juni 2017 im Landkreis Esslingen gesichtet,  allerdings konnte hier kein Brutnachweis erbracht werden.

 

Ob dies eine einmalige Besiedlung war, oder ob sich dieser attraktive  Vogel wieder in unserem Lebensraum dauerhaft behaupten kann, wird die Zukunft zeigen. Entscheidend  wird ein ausreichendes Nahrungsangebot in extensiv genutzten Streuobst- oder Weinberggebieten sein.  

 

Da der Wiedehopf auch in Weinbergen geeigneten Lebensraum finden kann ist es sehr erfreulich, dass  die Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck in diesem Jahr  ein Naturschutzkonzept für die Neuffener Weinberge mit finanzieller Unterstützung durch das Förderprogramm des Biosphärengebiets erarbeiten lässt. 

 

Die Kommunen des Albvorlands, die  am Biosphärengebiet und am Schwäbischen Streuobstparadies beteiligt sind, haben die einmalige Chance durch die umfassende Verbesserung der Lebensbedingungen den Wiedehopf wieder dauerhaft anzusiedeln. Dies wäre ein unschätzbarer Nutzen nicht nur für die Natur, sondern auch den „sanften Tourismus.“ 

 

Hintergrundinformationen:

 

Informationen zum Förderprojekt „Wiederansiedlung des Wiedehopfs“ unter http://biosphaerengebiet-alb.de/index.php/lebensraum-biosphaerengebiet/foerderung-projekte/foerderung-projekte/526-wiederansiedlung-des-wiedehopfs-2015